Die Sonne stand tief am Himmel und warf lange Schatten auf eine ruhige Tankstelle an einem Highway in Georgia. Es war eine dieser Kleinstadt-Tankstellen – eine einzige Zapfsäule, ein staubiger Parkplatz und ein kleiner Laden, der nach altem Kaffee und Motoröl roch. Über dem Laden prangte auf einem flackernden Neonschild: Joe’s Gas & Goods .
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Lucille O’Neal, die Mutter der NBA-Legende Shaquille O’Neal, fuhr mit ihrem Auto zur Tankstelle und stellte den Motor ab. Sie stieß einen kleinen Seufzer aus und legte ihre Finger über das Lenkrad. Es war eine lange Fahrt gewesen, aber sie genoss die friedliche Einsamkeit der offenen Straße. Allerdings achtete sie immer auf ihre Umgebung, besonders an unbekannten Orten.
Lucille, eine beeindruckende Frau Ende sechzig, stieg anmutig und selbstbewusst aus ihrem Auto. Ihr blaues Kleid flatterte in der leichten Abendbrise, ihre goldenen Creolen fingen die letzten Sonnenstrahlen ein. Gerade als sie nach der Zapfsäule griff, zerriss das leise Dröhnen von Motorrädern die friedliche Stille.
Fünf Biker fuhren auf den Parkplatz, ihre Motoren brummten wie wilde Tiere. Sie trugen schwarze Lederwesten und auf dem Rücken prangte ein rotes Emblem mit der Aufschrift „ Southern Sons“ . Lucille hatte schon früher Männer wie sie gesehen – Unruhestifter, die durch Einschüchterung lebten. Sie behielt die Fassung und tankte weiter, während die Biker abstiegen. Ihr Anführer, ein großer, kahlköpfiger Mann mit einer Zigarette im Mundwinkel, musterte sie mit einem süffisanten Grinsen.
„So, so“, sagte er gedehnt, laut genug, dass seine Mannschaft es hören konnte. „Seht, was wir hier haben.“
Lucille reagierte nicht. Sie konzentrierte sich auf die Pumpe und wünschte sich, sie würde schneller fertig.
„Haben Sie verloren, Lady?“, höhnte ein anderer Biker. „Das ist nicht der richtige Ort für Ihre Art.“
Lucille atmete langsam aus. Sie hatte schon mit Männern wie diesen zu tun gehabt. Sie sah mit scharfem Blick auf. „Ich hole nur Benzin“, sagte sie ruhig.
Der Anführer trat einen Schritt näher. „Vielleicht solltest du tanken und gehen. Manche Leute hier mögen keine Fremden.“
Im Laden spähte Ethan, der jugendliche Kassierer, durch das Fenster. Sein Gesicht verzog sich, als er die Biker erkannte. Sie hatten in der Stadt einen gewissen Ruf und jeder wusste, dass man ihnen besser nicht in die Quere kommen sollte.
Lucille war mit dem Tanken fertig und wandte sich zum Laden, doch einer der Biker versperrte ihr den Weg. „Wo brennt es, Lady?“, höhnte er.
Lucille erwiderte seinen Blick. „Beweg dich.“
Der ältere Biker mit dem grauen Bart lehnte sich an ihr Auto. „Das ist wirklich ein schönes Gefährt“, sagte er. „Vielleicht ist es zu schön für jemanden wie dich.“
Lucille biss die Zähne zusammen. Sie wusste, was sie taten – sie wollten sie auf die Probe stellen und sie provozieren. Aber sie würde ihnen diese Genugtuung nicht gönnen. Sie ging auf den Laden zu, doch ein anderer Biker packte ihre Handtasche und riss sie heftig. Der Riemen riss, und er lachte, während er den Inhalt auf den Boden warf.
“Hoppla.”
Lucille ballte die Fäuste. „Gib das zurück.“
Stattdessen kickte ein anderer Biker ihre Schlüssel über den Bürgersteig. Gelächter hallte über den Parkplatz. Im Laden schnappte Ethan nach Luft, erstarrt vor Angst.
„Ihr Jungs wisst nicht, mit wem ihr euch anlegt“, sagte Lucille ruhig.
Die Anführerin grinste. „Oh, wir wissen genau, mit wem wir uns anlegen.“ Dann, zu ihrem Schock, spuckte einer von ihnen auf ihr Auto.
Lucilles Geduld war erschöpft. Sie straffte die Schultern. „Du hast keine Ahnung.“
Sie griff in ihre Tasche, holte ihr Handy heraus und rief an. Als die tiefe, vertraute Stimme antwortete, blieb sie ruhig. „Shaquille, ich brauche dich.“
Eine Pause. Dann wurde seine Stimme scharf. „Wo bist du?“
„Tankstelle außerhalb von Montgomery“, sagte sie. „Hier sind ein paar Jungs, die versuchen, mir Angst zu machen.“
Shaqs Stimme klang angespannt. „Bleib hier. Ich komme.“
Die Biker kicherten. „Wen rufst du an?“, höhnte der Jüngere mit dem Messer. „Deinen Mann? Deine Enkel?“
Lucilles Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Mein Sohn.“
Der Anführer schnippte seine Zigarette auf den Bürgersteig und trat sie unter seinem Stiefel aus. „Lady, ich glaube, Sie wissen nicht, wo Sie sind.“
Lucille blieb standhaft. „Und ich glaube nicht, dass du verstehst, wer ich bin.“
Dann zerriss das Geräusch eines dröhnenden Motors die Luft. Ein schwarzer Escalade brauste auf die Station zu, die Reifen quietschten, als er abrupt zum Stehen kam. Die Tür flog auf und Shaquille O’Neal stieg aus.
Mit 2,16 m und über 136 kg war Shaq nicht nur groß, er war eine Naturgewalt. Er überblickte die Szenerie augenblicklich – seine Mutter stand hoch erhoben da, ihre Habseligkeiten lagen verstreut auf dem Boden, ihr Auto war demoliert. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
Die Biker, einst großspurig, zögerten.
Shaqs Stimme war tief und tödlich. „Du hast meine Mutter angefasst?“
Der Anführer zwang sich zu einem Grinsen. „Das hat nichts mit dir zu tun.“
Shaq trat einen Schritt vor, und der Boden schien zu beben. „ Alles hier hat mit mir zu tun.“
Der jüngere Biker stürzte sich auf ihn und machte dabei einen folgenschweren Fehler. Shaq fing sein Handgelenk mitten in der Luft und seine riesige Hand verschluckte die Faust des Mannes. Die Knie des Bikers gaben nach, als Shaq zudrückte.
„Du hältst dich für hart im Nehmen?“, knurrte Shaq.
Der Anführer zögerte. Dann hörte man in der Ferne weitere Motorräder rumpeln. Sieben weitere Biker tauchten auf, ihre Ankunft machte der Gang Mut.
Shaq ließ seine Fingerknöchel knacken. „Gut“, murmelte er. „Ich habe gerade erst angefangen.“
Doch bevor die Biker weitermachen konnten, ertönte eine andere Stimme: „Das reicht.“
Mason, der Mechaniker der Stadt, trat mit einem Schraubenschlüssel in der Hand vor. Hinter ihm hielten drei Pick-ups. Feuerwehrleute, Bauarbeiter und andere Einwohner der Stadt, die außer Dienst waren, stiegen aus und zeigten ihre stille Solidarität.
Das Grinsen des Anführers verschwand. „Soll das ein Witz sein?“
„Kein Witz“, sagte Mason. „Ihr Jungs habt die Wahl – geht jetzt, oder wir machen euch fertig.“
Die Biker zögerten. Dann fluchte der Anführer leise. „Los geht’s.“
Einer nach dem anderen setzten sie zurück, stiegen auf ihre Motorräder und brausten in die Nacht davon.
Shaq atmete aus und drehte sich zu seiner Mutter um. „Alles in Ordnung, Mama?“
Lucille grinste. „Das hat aber lange gedauert.“
Der Vorfall endete nicht einfach so. Jemand hatte alles aufgezeichnet und am Morgen war das Video viral gegangen. Die Nation empörte sich. Das FBI schaltete sich ein. Der korrupte Sheriff trat zurück und die Biker-Gang zerfiel. Aber Shaq war noch nicht fertig.
Er kaufte die Tankstelle. Und dann das freie Grundstück daneben. Einen Monat später begann der Bau des O’Neal Community Center – ein Ort, an dem Kinder lernen, wachsen und etwas Besseres aufbauen konnten.
Und als Lucille O’Neal bei der großen Eröffnung auf der Bühne stand, blickte sie auf die Stadt, in der einst die Angst herrschte. Jetzt war sie voller Hoffnung.
„Hass baut nichts auf“, sagte sie. „Aber wenn die Leute zusammenhalten, kann uns nichts auf der Welt zerstören.“