Skandal vor Saisonstart: F1-Teams fordern Untersuchung wegen mutmaßlichem Betrug bei McLaren und Ferrari

Die Formel-1-Saison 2025 steht noch nicht einmal in den Startlöchern, doch bereits jetzt sorgt ein technischer Skandal für Aufsehen im Fahrerlager. Nach den Vorsaison-Tests in Bahrain stehen die Teams von McLaren und Ferrari unter Verdacht, mit aerodynamischen Tricks die neuen Regeln der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) zu umgehen. Im Fokus: ein sogenannter „Mini-DRS“-Mechanismus, der durch flexible Heckflügel für einen Geschwindigkeitsvorteil auf den Geraden sorgen könnte. Dieser Vorwurf ist nicht neu – schon im Vorjahr geriet McLaren wegen eines ähnlichen Designs in die Kritik. Nun deuten Videoanalysen darauf hin, dass auch Ferrari diese umstrittene Strategie übernommen haben könnte. Die Spannungen zwischen den Teams steigen, und die FIA steht unter Druck, schnell zu handeln.

Die Regeländerungen für 2025 sollten eigentlich genau solche Schlupflöcher schließen. Artikel 3.10.10 des technischen Reglements wurde überarbeitet, um sicherzustellen, dass das DRS-System nur zwei Positionen – offen oder geschlossen – einnehmen darf, ohne Zwischenstufen. Zudem wurde die maximale Schlitzbreite der Heckflügel reduziert, um unkontrollierte Bewegungen zu verhindern. Doch rivalisierende Teams wie Red Bull und Mercedes behaupten, dass McLaren und Ferrari eine Möglichkeit gefunden haben, diese Vorgaben zu umgehen. Pierre Waché, Technikchef bei Red Bull, zeigte sich besorgt: „Es passiert immer noch. Ich denke, Ferrari und McLaren nutzen eine Art Mini-DRS-Mechanismus.“ Ein anonymer Teamchef heizte die Debatte weiter an: „Einige Heckflügel wirken übermäßig flexibel. Das müssen wir genau beobachten.“
Die Kontroverse um flexible Heckflügel ist ein Dauerbrenner in der Formel 1. Bereits 2024 musste McLaren sein Design anpassen, nachdem Proteste von Konkurrenten laut wurden. Damals wurde ein Mechanismus beanstandet, der die Schlitzöffnung des Flügels bei hohen Geschwindigkeiten vergrößerte und so eine DRS-ähnliche Wirkung erzielte – selbst wenn das System offiziell deaktiviert war. Nun gibt es Spekulationen, dass die gesamte Heckflügelstruktur beider Teams unter aerodynamischer Belastung minimal nach hinten kippt, um ähnliche Vorteile zu erzielen. Onboard-Aufnahmen aus Bahrain zeigen leichte Bewegungen der Flügel bei hohen Geschwindigkeiten, was die Ingenieure von Red Bull und Mercedes stutzig macht. Da die FIA während der Tests keine strengen Kontrollen durchführt, könnten McLaren und Ferrari an die Grenzen des Reglements gegangen sein, ohne es formal zu verletzen.

Der wahre Showdown steht jedoch erst beim Saisonstart in Melbourne bevor. Offizielle Proteste können erst während des Rennwochenendes eingereicht werden. Sollten klare Beweise auftauchen, könnten die Konkurrenten die FIA zu eingehenden Untersuchungen zwingen. Die neuen Vorschriften sollten solche Grauzonen eigentlich ausschließen, doch falls McLaren und Ferrari eine Lücke gefunden haben, wäre dies ein weiterer Beweis dafür, dass die technischen Regeln den Innovationsdrang der Teams nicht vollständig eindämmen können. Red Bull, das in den letzten Jahren durch aerodynamische Überlegenheit dominierte, beobachtet die Situation mit Argusaugen. Pierre Waché prognostizierte bereits „heiße Diskussionen“ in Australien: „Wenn es einen klaren Vorteil gibt, werden die anderen Teams das nicht ignorieren.“

Auch Max Verstappen, der vierfache Weltmeister, äußerte sich nach den Tests zurückhaltend. Er sei mit dem Verhalten seines Autos nicht völlig zufrieden, was darauf hindeutet, dass Red Bulls Vorsprung schwindet. Sollten Ferrari und McLaren ihre technischen Lösungen perfektionieren, könnte die Saison 2025 eine der spannendsten und unvorhersehbarsten der letzten Jahre werden. Die FIA steht vor einer schwierigen Entscheidung: Lässt sie diese Innovationen als legitime Regelinterpretation zu, oder greift sie ein, um Fairness zu gewährleisten? Ein Eingriff könnte beide Teams zwingen, ihre Designs kurzfristig anzupassen – ein herber Rückschlag zum Saisonstart.
Die Formel 1 lebt von solchen Kontroversen. Jedes Team sucht den kleinsten Vorteil, und die Heckflügel-Debatte zeigt einmal mehr, wie kreativ Ingenieure die Grenzen des Machbaren ausloten. Der Große Preis von Australien wird zum ersten großen Test. Sollten die Vorwürfe bestätigt werden, droht ein Skandal, der die Saison nachhaltig prägen könnte. Die Spannung steigt – und mit ihr die Erwartungen an eine Saison, die schon vor dem ersten Rennen für Schlagzeilen sorgt. Bleibt die Frage: Ist es Betrug oder genialer Einfallsreichtum? Die Antwort liegt in den Händen der FIA.