Manche Geschichten vom Mount Everest handeln nicht nur von Mut und Widerstandskraft, sondern auch von tiefen Tragödien und quälenden Erinnerungen. Die Geschichte von Francys Yarbro Distefano-Arsentiev, bekannt als das „Dornröschen des Everest“, ist eine davon. Ihr Tod und die erschütternde Geschichte ihres gefrorenen Körpers, der neun Jahre lang auf dem Berg lag, erinnern schmerzlich an die unerbittliche Macht der Natur und die Entscheidungen über Leben und Tod, die Bergsteiger treffen müssen.

1. Liebe in großer Höhe und ein einzigartiger Ehrgeiz
Francys Yarbro Distefano-Arsentiev, eine amerikanische Buchhalterin, fand in Telluride, Colorado, die Liebe ihres Lebens, den russischen Bergsteiger Sergei Arsentiev. Die beiden teilten die Leidenschaft für das Bergsteigen, und ihre Liebe gipfelte 1992 in der Heirat. 1998 beschloss das Paar, eine historische Besteigung zu wagen: die Bezwingung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff . Ihr Ziel war es, einen neuen Rekord aufzustellen, eine einzigartige Leistung, die sie von Tausenden anderen Bergsteigern abheben würde.

Nach zwei gescheiterten Versuchen erreichten sie schließlich den Gipfel. Es war ein monumentaler Sieg, aber auch der Beginn einer herzzerreißenden Tragödie.
2. Eine Entscheidung auf Leben und Tod und ein tragisches Ende
Beim Abstieg kam es zu einer Katastrophe. Aufgrund des Sauerstoffmangels verschlechterte sich Francys’ Gesundheitszustand rapide und sie wurde bewusstlos. In einem verzweifelten Versuch ließ Sergei seine Frau zurück, um abzusteigen und Hilfe zu holen. Doch das Schicksal meinte es grausam: Auf dem Weg nach unten stürzte er von einer Klippe und starb.
Inzwischen war Francys wieder zu Bewusstsein gekommen und wartete auf ihren Mann. Sie begegnete einigen anderen Bergsteigern, die vorbeikamen und um Hilfe flehten. Doch sie mussten eine brutale Entscheidung treffen: Sie mussten ihre Reise fortsetzen. In der tückischen Höhenlage des Everest hätte ein Rettungsversuch ihr eigenes Leben gefährden können. Es ist eine unausgesprochene Regel unter Bergsteigern: Manchmal zählt das eigene Überleben.

Francys starb allein und in der eisigen Kälte des Mount Everest. Ihr gefrorener Körper mit unheimlich ruhigem Gesichtsausdruck lag neun Jahre lang dort und wurde zu einem eindringlichen Symbol der Tragödien am Berg.
3. „Dornröschen“ und ein endgültiger Abschied

Das Bild von Francys’ Leiche, die den Spitznamen „Dornröschen“ trug, verfolgte viele Bergsteiger, die vorbeikamen. Sie hinterließen eine Flagge und eine Puppe neben ihr, als Zeichen des Trostes und der Hoffnung, dass sie sich nicht so allein fühlen würde. Dies zeigt, dass selbst an den brutalen Hängen des Everest menschliches Mitgefühl bestehen kann.
Neun Jahre später organisierte Francys’ Sohn ein Bergsteigerteam, um den Leichnam seiner Mutter vom Berg zu bringen und dort eine würdige Beerdigung zu organisieren. Es war ein Akt tiefer Liebe und Mutes, der Francys nach fast einem Jahrzehnt auf dem eisigen Gipfel endlich die ewige Ruhe brachte.

Die Geschichte von Francys Yarbro Distefano-Arsentiev ist nicht nur eine persönliche Tragödie, sondern auch eine eindringliche Erinnerung an die Brutalität der Natur und den Wert des Lebens. Der Ehrgeiz, den Gipfel ohne Sauerstoff zu bezwingen, brachte dem Paar Ruhm, endete aber auch herzzerreißend. „Dornröschen“ wird für immer ein eindringliches Bild bleiben, eine Lektion über die menschliche Zerbrechlichkeit angesichts der Natur und über die schwierigen, oft grausamen Entscheidungen, die zum Überleben nötig sind.